Montag, 18. Februar 2013

Tag 8: Historie, Geografie und seltsame Speisen


Die gute Nachricht vorweg: Ich lebe noch, keine Kokosnuss abbekommen, kein Vulkanausbruch, nix. Na immerhin ... man muss immer von Tag zu Tag denken :)
(wer von meinen Erlebnissen an den ersten Tagen auf Big Island noch nix gelesen hat: Folgen sie diesem Link :))

... um Vorweg mal die Frage von Pete zu beantworten, wie ich mit dem Bier hier zu Recht komme: Es geht so, man gewöhnt sich an alles. Trinken tu' ich daheim im Hotel seit Waikiki eigentlich schon immer "Miller Lite" ... macht geschmacklich noch am meisten was her. Ist leider kein Wieselburger, Schwechater oder Zipfer, aber immer noch besser als ein Budweiser (das amerikanische, nicht das tschechische wohlgemerkt) und JA, hat auch ein bissl Kohlensäure :) Der Drang einheimisches Bier zu trinken ist nicht sonderlich stark ausgeprägt, weil ich einfach nicht glaube, dass die Hawaiianer gutes Bier herstellen können ... wenn's schon nicht mal die Festland-Amerikaner können. Naja, bin ja auch nicht wegen dem Bier hier :)

So, wer sich noch nicht vom Zeitdifferenz-dschungel verwirren hat lassen wird wissen: Hier war/ist es heute Montag, bei euch daheim schon Dienstag. Wie die liebe Verena mir dankenswerterweise gerade mitgeteilt hat, hat's daheim kuschlige - 9°C. Ich möchte nicht vorenthalten, dass ich gerade mit einem Bierl bei gemütlichen 23°C in kurzen Hosen auf meinem Hotelbalkon sitze und blogge. Toll, so ein Urlaub im Winter. Muss mir wirklich nochmal überlegen wieder auf Sommer zu switchen, das hat einfach was :)


Mein tapferer Jeep. Die Delle in
der Stossstange merkt man fast
gar nicht, oder?
Nachdem ich dann heute in der Früh meinen Blogpost von gestern (na? Genau: den von Sonntag :)) fertig schreiben musste, hab ich's erst um ca. 10:00 Uhr aus der Hotelanlage geschafft und bin zum heutigen Tagesprogramm aufgebrochen. Aufgehumpelt, um genau zu sein. Fuss schmerzt noch immer, Ferse ist halt eine brutal ungünstige Gegend um Schmerzen zu haben. Aber es passiert halt auch selten dass Sätze wie "... und dann bin ich in einen Seeigel getreten ... mit meinem Kopf!" fallen, also insofern. Somit versuch ich prinzipiell nur mehr mit dem Linken Fussballen (der vordere Teil des Fusses halt) aufzutreten. Hat somit natürlich zur Folge, dass ich nicht so grazil wie sonst durch die Gegen schreite, sondern dabei leider etwas doof ausschaue (und auch hier nochmal der Hinweis: ich verbitte mir jegliche Kommentare :)) Aber: Bin mittlerweile schon richtig gut drin, komm tatsächlich weiter. Das blödeste ist wirklich das normale geradeaus gehen ... Bergauf/ab funktioniert das prächtig, weil man da selten die Ferse belastet.

Hütten, Hütten, überall
Hab' mir dann meinen Jeep geschnappt und bin wiedermal nach Süden gefahren, heutiges Ziel war (und jetzt muss ich den Lonely Planet holen weil DEN Namen hab ich mir beim besten Willen nicht dermerkt) der "Pu'uhonua o Honaunau National Historical Park" ca. 35 Autominuten von Kona entfernt. Ist so ein kleiner Historischer Park (wird glaub ich sogar vom Staat unterhalten/betrieben) der an einem historischem Originalschauplatz stationiert ist und man etliche Dinge bzw. Bauwerke bzw. zum Teil oft nur Steine aus der Historie der Insel vorfinden kann. Eine Replika eines Tempels, einen Stein wo sich einst die Frau von Kamehameha dem I. versteckt hat als sie gestritten haben, die Bucht die den Einwohnern damals heilig war und wo - egal ob Krieg war oder nicht, Feind oder Freund - Friede herrschte und niemandem Schaden zugefügt werden durfte, etc etc. War wirklich nett zum durchspazieren, gut beschildert, kurz & knackig erklärt ohne stundenlanges reinlesen, toll & kurzweilig muss ich sagen.


Hab' auch 3 Hawaiianische Meeresschildkröten gesehen ... eine war grad beim Schlafen am Strand, die 2 anderen haben im seichten Wasser zwischen den Felsen nach Nahrung (nehm ich mal an) gesucht. Diese Tiere sind hier recht geschützt, angreifen oder gar nur stören ist behördlich mit Strafe versehen und verboten!





Bucht mitten im historischen Park
Überall Polynesische Figuren
Als ich dann irgendwann zwischen 13:00 und 14:00 mit diesem Park auch fertig war, galt es die Quizfrage zu lösen: Was tun, mit dem angebrochenen Nachmittag? Hab mich dann entschieden, da ich ja schon in südlichen Gefilden war, GANZ in den Süden der Insel zu fahren, und zwar zum "South Point", dem südlichsten Punkt von Big Island, dem ganzen Staate Hawaii und somit auch: der kompletten Vereinigten Staaten. Also nix wie hin. Autofahrt hat ca. 1h gedauert und mich - recht nett - mal den Berg rauf, dann wieder runter, durch grüne grüne und nochmals grüne Wildnisse und über normale Schnellstrassen hinweg in den Süden befördert. Ca. 16km vor dem Ziel biegt dann die Southern Road ab, die eigentlich nur 1 Spur ist und man bei Gegenverkehr mit 1 Rad auf die Schotterbank neben der Strasse ausweichen muss.

Das war dann schon das Maximum,
noch nix mit Schotterbank

Der Windpark hat heute glaub ich
SEHR viel Energie produzieren können

Unten angekommen: Es war SEHR windig. Also SEHR. Heut' in der Früh haben sie im TV noch vermeldet dass es wegen einem Hoch zu ausserordentlichen Windgeschwindigkeiten kommen kann ... und an der Südspitze hat sich das dann glaub ich (wegen Meer, keinen Bergen, etc.) potenziert. Ich hab' noch nie sowas windiges erlebt, mich hätts fast von den Klippen geschoben. Ich glaub der Wind war sogar noch stärker als damals bei den Cliffs of Moher in Irland mit Teresa.



Die Wellen in der Brandung und an den Felsen waren dementsprechend: wild und hoch. Hab' mich dann ein wenig aufgehalten, die Stimmung genossen, ein paar Fotos geschossen und bin wieder gefahren. Musste eigentlich Pinkeln, aber auf die zwei Dixieklos wollte ich bei DEM Wind sicher nicht gehen, sowas KANN nur schlecht ausgehen. Und bei dem Wind in die Wildnis pinkeln erfordert auch einiges an Geschick ... :)

Hier sein Grab zu haben ....
hat auch was. Besonders wenn man die
"Rock N Roll Mama" ist :)
Der südlichste Punkt der USA

Um ca. 17:30 war ich dann wieder im Hotel angekommen und hab' mich mal mit Postkarten eingedeckt, vielleicht fang ich da morgen mal schreiben an, mal sehen.

Nachdem ich mich gestern abends genau von Bier, Mozzarella-Käse-Sticks (-->Caro, kannst dich noch an die Käse-Dinger aus Australien erinnern? Genau solche gibt's hier auch ... GANZ toll! *ggg*) und einem mit Schinken/Käse gefüllten Croissant aus dem ABC-Store ernährt hab, war's heute wieder Zeit für was "echtes". Ausserdem wollte ich mal zur Abwechslung was typisches Hawaiianisches/Polynesisches
essen ... und hab' mich dabei erinnert dass im Lonely Planet genau so ein Restaurant/Cafe enthalten war welches als "Top Choice" für lokale Küche angepriesen wurde. "Kanaka Kava" der Name des kleinen Restaurants, das eigentlich als Cafe durchgeht.

Kava selbst ist der Saft einer Wurzel ... soll aber sehr relaxende Wirkung haben und man trinkt's am besten (wie auf der Karte steht) auf nüchternen Magen und in einem Satz runter. Und gereicht wird das ganze aus einem RIESENbottich mitten am Tressen in eine halbe Kokosnusschale. Also gar nicht wenig. Und mein Magen war sehr nüchtern, hab den ganzen Tag seit dem Frühstück nix mehr gegessen (die Waage in Verenas Büro wird sich nach meiner Rückkehr wundern! :)) Es schmeckt teilweise wie ... wie stehts im Reiseführer ... Dreck, ja, muss man sagen, Wurzelsaft halt, hat aber auf den zweiten Geschmack dann doch was. Und vorallem: die relaxende Wirkung stellt sich tatsächlich ein, hätt ich mir nicht gedacht (siehe dazu den verlinkten Wikipedia-Artikel).

Das Cafe (Bild aus Internet)
Das Cafe selbst besteht im Grunde genommen aus einer kleinen Hütte (aus Holz?!) wo vorne dran der Tresen ist. Erinnert mich ein wenig an unser Hüttl beim Beachvolleyball-Turnier, so ähnlich, nur ein wenig grösser. Vorn herausen dann Platz für ca. 12 Leute, geschmückt mit Neonlichtern, einer grossen Hawaiianischen Flagge und anderem Alternativzeugs. Ach ja: Als Musik läuft laut Reggae, Reggae und nochmals Reggae :) Dementsprechend "chillig" ist auch das Publikum ;) Die Kellnerin heute war auch eine recht entspannte Person ... steht wirklich hinter dem lokalen, authentischem Essen dass sie zubereiten, hat man den Eindruck. Einen Platz zugewiesen bekommen wie sonst überall hier braucht man hier nicht, einfach sitzen oder dazusetzen wo man will hat sie gemeint. Sie hat mir dann einiges über die Zusammensetzung von Kava erklärt, wobei ich nur die Hälfte verstanden hab weil Bob Marley im Hintergrund einfach zu laut war :)

Hierzu fällt mir weiterer, interessanter Fakt ein: Hier in Hawaii ist der Besitz von kleinen Mengen Marihuana zwar nicht legal, wird aber nicht bestraft wenn man dabei erwischt wird. Somit riecht es hier teilweise an allen Ecken und Enden (und am heutigen Eck etwas mehr ;)) nach Marihuana  Die handhaben das hier wirklich recht chillig, ja fast vorbildlich möchte ich meinen. Nix mit unglaublich gefährlicher Einstiegsdroge, nix mit Suchtgefahr ... wir sind hier auf Hawaii und da läuft alles einfach ein wenig entspannter ab :) (Gut, nachdem ich mich seit mittlerweile bald 5 Jahren weigere JEGLICHES brenn/rauchbare Gut in meinen Mund zu stecken, tangiert mich das alles nur recht wenig ... aber finde die Haltung sehr bemerkenswert!)

Jedenfalls: Gegessen hab ich dann simple und einfach eine "Fish Plate", was auch immer das sein hätte sollen, ich hab gedacht ich lass mich überraschen. Und eine Überraschung war's dann auch! Dabei war Poi, bei uns daheim würde man das einfach als "Schlatz" bezeichnen, und genau so schauts auch aus (Bild von Wiki geklaut, hatte keine Cam mit):

Mmmmhhh ... Poi!

 Dann als "Hauptbestandteil" ein Fischstück, wirklich herrlich süss mit irgendeinem Gewürz oben drauf, und dann eben Poke, gewürfelter, roher Fisch, einmariniert in Sojasauce, Pfeffer und sonstigen Marinaden. Und nebenbei zum Trinken eben nur Kava, den Wurzelsaft.

Das wär dann mal Poke
(Bild wieder aus Netz geklaut, keine Cam mit!)

Hätt ich mir nicht gedacht, aber es war alles in allem wirklich gut ... vorallem: Man kann selten sagen man hat grad was gegessen was man NOCH NIE zuvor auch nur irgendwie probiert hat! Über Poi hat sie mir dann erzählt dass das was ganz reines, traditionelles ist, das alle notwendigen Nährstoffe enthält und man NUR DAVON überleben könnte. Ausserdem ist es eins der wenigen (das einzige?!) Nahrungsmittel dass KEINERLEI allergische Reaktionen hervorruft. Naja, ich glaubs ihr mal. Ein gutes Argument war, dass es gut sein muss, weil wie könnten die ganzen Polynesier sonst so gross und stark und muskulös sein, wenn die früher nur das gegessen haben?

Bin dann wie gesagt gemütlich heimflaniert und sitz JETZT mit Bierl, Laptop und kurzer Hose am Balkon und lass es mir gut gehen. Genau SO sollte Urlaub sein.

Naja, das einzige was noch fehlen würde wär' eine gepflegte Partie Backgammon mit Caro ... dann wär's wirklich perfekt :)

Backgammon auf Polynesisch ...
... oder so ähnlich :)
Mahalo für's lesen und: Aloha und gute Nacht!

1 Kommentar:

  1. Lieber Andr(a)e!!! Wirklich super, super, super und ich bin auch überhaupt nicht neidisch und will schon gar nicht tauschen, denn .........ich sitz mit Flanellpulli und Früchtetee daheim - nur zur Info....und somit hätte ich auch gleich eine Bitte....ich will echt keine Temperaturunterschiede zwischen Hawaii und Österreich sehen, keine °C mehr, das braucht echt KEINER!!!!! Also pass auf dich auf, schau dass du gesund mit allen Körperteilen intakt wiederkommst!!! Ich freue mich heute schon auf den Schmidi-Gang-Style, mit Bob Marley-Hintergrundmusik im Cafe Central!!!

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